- Kyrene
- Kyrene,lateinisch Cyrene, antike Hauptstadt der Cyrenaika, heute Schahhạt in Nordostlibyen, nahe der Mittelmeerküste; auch Name der umgebenden Landschaft, der heutigen Cyrenaika. Die von Griechen aus Thera unter Führung des späteren ersten Königs von Kyrene, Battos I., 631 v. Chr. gegründete Stadt kam rasch zu wirtschaftlicher Blüte (wichtigste Exportgüter: Getreide und Silphion). 331 v. Chr. wurde Kyrene von Alexander dem Großen, 322 von Ptolemaios I. unterworfen. 96 v. Chr. fiel es an Rom, 74 wurde es Hauptstadt der römischen Provinz Cyrene. Augustus ordnete das Gerichtswesen in Kyrene neu. Hadrian baute die bei dem jüdischen Aufstand von 114-117 n. Chr. verwüstete Stadt wieder auf. Bei der Teilung des Römischen Reiches fiel Kyrene wie die gesamte Cyrenaika an das Oströmische (Byzantinische) Reich, 643 wurde es von den Arabern erobert. Aus Kyrene stammten der Mathematiker Theodoros, die Philosophen Aristippos und Karneades, der Dichter Kallimachos, der Polyhistor Eratosthenes sowie der Bischof und Gelehrte Synesios. - Die meisten Baureste stammen aus der Zeit Hadrians. Kyrene hatte sich auf zwei Terrassen nordöstlich und südöstlich der Akropolis entwickelt. Auf der nordöstlichen Terrasse lagen v. a. die Tempel des Apoll (um 600 v. Chr., um 340 v. Chr. erneuert) und der Artemis (400 v. Chr.) sowie römische Thermen und das griechische Theater (unter Hadrian zu einem Amphitheater umgebaut). Auf der südöstlichen Terrasse wurden seit hellenistischer Zeit u. a. Agora, Demeter-(Isis-)Tempel, Prytaneion (Verwaltungsgebäude), Kapitol, Wohnviertel und eine römische Platzanlage (Caesareum) erbaut. Auf einem nordöstlich der beiden Terrassen gelegenen Hügel erhob sich der Zeustempel (ältester Bau aus spätarchaisch-frühklassischer Zeit, verschiedene Erneuerungen bis in die römische Zeit, heute zum Teil wieder aufgebaut). An der Straße zur Küste befindet sich eine ausgedehnte Nekropole mit verschiedenen Grabbauten. Die Ruinen von Kyrene wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.S. Applebaum: Jews and Greeks in ancient Cyrene (a. d. Hebr., Leiden 1979);Cirene e i Libyi, hg. v. S. Stucchi u. a. (Rom 1987);D. Roques: Synésios de Cyrène et la Cyrénaique du Bas-Empire (Paris 1987).
Universal-Lexikon. 2012.